Die Geburt von Das Auge liest mit
Ein fingierter Dialog

Markus

Winfried
Markus:
Weißt du noch, wie alles angefangen hat? Ich hatte diese Liste mit Sprüchen, so eine halbe Nachtaktion. Und irgendwann hab ich dich (in Zoom wenn ich mich richtig erinnere) gefragt: „Winfried, haste Bock, gemeinsam ein Werk zu erschaffen, bei dem Wort und Bild gleichberechtigt sind?“
Winfried:
Ich erinnere mich gut. Normalerweise stehen meine Illustrationen ganz im Dienst des Textes. Text gibt vor – Bild „arbeitet“ nach Vorgabe. Aber du hast gefragt, ob ich mit-autorieren will, gestalten auf Augenhöhe? Das hat mich sofort gepackt.
Markus:
Für mich war klar: Ich wollte kein Buch, das aussieht wie Tausend andere. Kein Text-plus-Bild-zum-schöner-Anschauen. Ich wollte einen Dialog. Ich wollte, dass das Bild den Text angreift, verwandelt, ihm widerspricht, oder ihn sogar übertrifft.
Winfried:
Mir hat die Idee gefallen, dass das Buch nicht nur erklärt, sondern Räume schafft. Zwischen dem, was du schreibst, und dem, was ich skizziere und illustriere, entsteht etwas, das keiner von uns allein kontrolliert.
Markus:
Und ich dachte: Genau das fehlt doch überall! Hier entsteht was, das wirklich zusammenwächst – weil Wort und Bild miteinander ringen.
Winfried:
Das hat mich geholt. Bisher bin ich beim Illustrieren Diensleister und als Künstler völlig frei in den Dingen, die ich mache. Hier arbeiten wir gemeinsam und sind uns gegenseitig Spiegel. Ein gemeinsames Werk entsteht. Ich kann Stimmungen setzen, Kontraste bauen – und immer mit dem Wissen, dass der Text alles noch einmal dreht.
Markus:
Manchmal hab ich deine Zeichnungen gesehen und gedacht: „WTF, jetzt muss ich meine Zeile wieder komplett neu denken.“
Winfried:
Und manchmal war es umgekehrt. Deine Worte haben meine Bildideen plötzlich geöffnet – oder aufgebrochen – oder völlig verändert. Das hat fruchtbare Energie freigesetzt.
Markus:
Am Ende war klar: Das hier ist kein „normales“ Buch. Es ist wie ein Experiment. Jedes Thema – ein Tanz, ein echtes Miteinander von Bild und Text. Hast du mich schonmal tanzen gesehen?
Winfried:
Mich freut diese gemeinsame Autorenschaft (nein tanzen habe ich dich noch nicht gesehen): Wir treten beide in den Ring (oder sollte ich sagen auf den Tanzboden) – nicht, um zu gewinnen, sondern damit dazwischen etwas Neues entstehen kann. Sichtweisen, die keiner von uns allein gehabt hätte.
Markus:
Und dann kam dieser Moment, an dem wir sagten: „Warte mal, warum eigentlich bei Sprüchen aufhören?“
Winfried:
Jaaaa. Was wir hier machen, hat mehr Potenzial als eine Sprüche-Sammlung. Es zeigt sich ein Prinzip: Das Auge liest mit. Es ist eine Einladung, gemeinsam zu entdecken, wie Wort und Bild immer wieder neue Welten bauen können.
Markus:
Mir war sofort klar: Da geht mehr. Stell dir vor, 42 Songs – jeder mit seinem eigenen Bild, eigenem Text, neu gedacht. Oder 42 Filmszenen, Erinnerungen, Momente, die wir auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Oder ich denke mir noch mehr Scheiss in der Richtung aus. Oder du.
Winfried:
Mit dem Seriengedanken hat es mich dann ganz und gar gepackt. Ich fand ja die Sprücheidee schon super. Aber verschiedenste Themewelten – wow. Und mir war sofort klar, dass jedes Buch seinen eigenen Abbildungsstil bekommt.
Markus:
Jedes mal wieder genug Raum für Tiefe und genug Struktur für Vielfalt. Jeder Band eine Welt, die nicht nur gelesen, sondern gesehen, gefühlt, hinterfragt werden kann.
Winfried:
Vielleicht ist das das Reizvollste und Herausfordernste an diesem Projekt: Wir wissen noch nicht, wohin uns die nächsten 42er führen. Aber wir wissen, es wird wieder etwas, das weder du noch ich alleine hätten schaffen können. Übrigens – wir sollten mal auflösen, wie es zur 42 kommt. Den Filmfans brauche ich es nicht zu sagen. Für die anderen: Die Antwort auf alles ist 42 (aus: Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams).
Jetzt hast du bis hier gelesen.
Danke dir!
Markus:
Und wir hoffen, alle, die jetzt mitlesen, sehen das genauso: Das hier ist nur der Anfang. Wer Augen hat, wird was sehen. Wer mitliest, wird was hören. Und wer weitermacht, wird selbst ein Teil davon.
Winfried:
Die Buchreihe ist für alle, die mit neugierigem Vergnügen, lesend und schauend in die Themenwelten eintauchen – offen für das, was entsteht, wenn Wort und Bild gleichwert miteinander ringen und tanzen.
MuW:
Willkommen in der Welt von „Das Auge liest mit“.
Viel Spaß beim Blättern, Staunen, Mitdenken – und beim Entdecken deiner eigenen Echos, Assoziationen, Spiegel.